Schnelle Entscheidung zwischen 'X' und 'Y'

Warum ein solch blödsinniges Y Kfz-Kennzeichen der Bundeswehr geworden sei, fragte Franz-Josef Strauß einen hochrangigen Offizier, kurz nachdem er 1956 zum zweiten Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland ernannt worden war. Die überlieferte Reaktion des bayerischen Politikers entbehrte nicht einer gewissen Grundlage. So waren andere Behörden und Institutionen der Republik an ihren Kfz-Kennzeichen zu identifizieren. Beispielsweise die Bundespost als Vorgänger der Deutschen Post durch die Versalien BP.

Warum aber ausgerechnet ein "Y" für die Bundeswehr? Spötter behaupteten immer wieder, es stehe für das Ende von Germany. Weit gefehlt. Die Historie des Bundeswehr-Kennzeichens ist bürokratisch nüchtern und beruht auf der Entscheidung zwischen lediglich zwei Möglichkeiten: Der damalige Brigadegeneral Kurt Vogel hatte bei einer Tagung der Bundesministerien in Flensburg Anfang der fünfziger Jahre, bei der auch die neuen Kfz-Kennzeichen festgelegt wurden, lediglich die Wahl zwischen den beiden Buchstaben "X" oder "Y". Der Gesandte der Dienstsstelle Blank, Vorgängerin des Bundesverteidigungsministeriums, votierte für den vorletzten Buchstaben des Alphabets.

Dass Vogel bei dem damaligen Spitzentreffen in Flensburg vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, hatte seine Gründe. So hatten die Politiker für Städte mit künftig zu erwartenden hohen Zulassungszahlen Orts-Kennzeichen mit lediglich einem Buchstaben reserviert, also beispielsweise "M" für München oder "B" für Berlin. Auch für das künftige Militär kalkulierte man mit stark wachsendem Fahrzeugbestand und entschied sich für einen Zulassungsbezirk mit nur einem Buchstaben. Übrig blieben "X" und "Y", da alle übrigen 22 Buchstaben bereits für Städte reserviert waren.

Heute sind nach Angaben der Zentralen Militärkraftfahrstelle (ZMK) rund 100.000 Panzer, Lastkraftwagen, Jeeps und andere Bundeswehrfahrzeuge mit dem berühmten Buchstaben zugelassen - Kfz-Steuer befreit. Nach Angaben der Behörde in Mönchengladbach-Rheindahlen, die zentral für sämtliche Dienststellen und Einheiten in Deutschland die Fahrzeuge mit Y-Kennzeichen zulässt, können 999.999 Fahrzeuge mit dem vorletzten Buchstaben des Alphabets unterwegs sein. Möglich macht dies eine sechsstellige Zahlenreihe, die nach dem "Y", getrennt durch einen Bindestrich, folgt.

Diese Kennzahlen werden, so die ZMK, willkürlich vergeben. Sprich, aus der Kombination lässt sich weder Standort des Fahrzeugs, Fahrzeugtyp oder Waffengattung ablesen. Die Nummerschilder, die am linken Rand die Farben der Deutschlandfahne tragen und unter dem Bindestrich zwischen Buchstabe und Zahlen ein Prägesiegel mit schwarzen Bundesadler und der umlaufend Schrift "Bundeswehr - Zulassungsstelle" führen, dürfen nicht reflektierend sein. Ausnahme sind Wechselkennzeichen, die etwa Feldjäger oder Militärischer Abschirmdienst bei Fahndungen gegen das obligatiorische "Y"-Nummerschild austauschen.

Vergeblich suchen wird man auf den Bundeswehr-Kennzeichen die Plaketten für ASU und Hauptuntersuchung. Die tarnfarbenen Fahrzeuge werden regelmäßig intern gewartet und überprüft. Für die schwarz, blau oder silber lackierten Dienst-Pkw fallen HU und ASU erst gar nicht an, weil diese regelmäßig alle zwei Jahre durch Neufahrzeuge ersetzt werden.

Übrigens ist auch das "X" zu Ehren gekommen. Dieser Buchstabe, gefolgt von einer nach internen Kriterien vergebenen vierstelligen Ziffernfolge, dient seit 1967 Nato-Dienststellen als Kennzeichen. Neben dem Bundesadler trägt es die obligatorische HU-Prüfplakette.