Das Autojahr 2013

[11.03.2014] 

Statement des Präsidenten und Landesinnungsmeisters Klaus Dieter Breitschwert, MdL a. D.:

Vorbemerkung

Das Autojahr 2013 im Freistaat Bayern war noch befriedigend.

Im Neuwagenbereich wurden unsere Prognosen bestätigt, die Besitzumschreibungen lagen sogar darüber. Die Werkstattauslastung und der Gebrauchtwagenhandel verliefen stabil auf ansprechendem Niveau.

Wir können für 2013 von einem noch ausgeglichenen Wirtschaftsjahr sprechen. 
Betrachtet man die ersten Wochen des Jahres 2014, so ist ein deutlicher Anstieg im Neuwagenbereich und im Gebrauchtwagenmarkt festzustellen. Damit aber auf den Verlauf des Gesamtjahres zu schließen, ist gerade angesichts der weltpolitischen Lage sicher verfrüht.

Der Automarkt Bayern

Das Jahr 2013 stabilisierte sich nach einem schwachen Start im Neuwagengeschäft und wurde von leichten Zuwächsen im Gebrauchtwagenbereich getragen.
Die Umsatzerlöse der bayerischen Kfz-Betriebe mit den Sparten Neu- und Gebrauchtwagenhandel sowie Kfz-Serviceleistungen blieben mit 19,77 Milliarden Euro etwas unter Vorjahresniveau.

Neuwagenbereich

Einen Umsatzrückgang um 6,6 Prozent auf nun 7,42 Milliarden Euro verzeichnet der Pkw-Neuwagenbereich.

Insgesamt sind in Bayern im letzten Jahr fast 688.000 Pkw, Lkw und Zugmaschinen neu zugelassen worden, wovon auf den Pkw-Bereich 587.500 Einheiten entfielen. Unsere Prognose mit 585.000 Fahrzeugen erwies sich damit als zutreffend.

Im Lkw-Neuwagenhandel wurden 43.200 Fahrzeuge verkauft. Der Rückgang um 3,6 Prozent ist wenig erfreulich. Wir sind aber optimistisch, dass hier nach Jahren des Rückgangs der Boden erreicht ist. Im Lkw-Gebrauchtwagenmarkt haben sich bereits Tendenzen der Erholung gezeigt, wo wir im Freistaat einen leichten Anstieg auf 43.000 Fahrzeuge verzeichnen konnten.

Die Zahlen der ersten Monate in diesem Jahr lassen weitere Erholungstendenzen erkennen.

Gebrauchtwagenmarkt

Im Gebrauchtwagenmarkt konnten sowohl der markengebundene Handel als auch der freie Gebrauchtwagenhandel ihre Marktanteile ausweiten.

Der markengebundene Handel erzielte dabei ein Umsatzplus von 3 Prozent, der nicht markengebundene Handel, in der Regel Meisterbetriebe des Kfz-Gewerbes, einen Zuwachs von 6,5 Prozent.

Im Pkw-Bereich verzeichnen wir nun seit 2010 konstant einen Besitzwechsel jenseits der Millionengrenze. Bei nun 1.129.000 Pkws verzeichnen wir gegenüber 2012 erneut ein Plus zum Vorjahr von 1,9 Prozent.

Zusammenfassung Handel

Das Wirtschaftsjahr 2013 war schwankend. Bedingt durch den mit über 29 Prozent der Neuzulassungen sehr hohen Anteil an Eigenzulassungen von Händlern und Herstellern sinken jedoch die Erträge pro Fahrzeug und lassen auch die Gesamterträge schrumpfen. Der Neuwagenbereich ist daher sicher im Ertrag verbesserungsfähig.

Der Gebrauchtwagenmarkt ist erfreulicherweise auf gutem Niveau stabil, was auch der hohen Qualität des vorhandenen Fahrzeugangebots zu verdanken ist.
Der Handel erwirtschaftete im zurückliegenden Jahr nach unserer Schätzung aber nur noch 1 Prozent Umsatzrendite, was eindeutig zu wenig ist.

Prognose Handel 2014

Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine lassen sich Prognosen für 2014 momentan nur schwer abgeben. Das Autojahr 2014 hängt stark davon ab, in wieweit sich die Verbraucher in ihren Kaufentscheidungen von den politischen Ereignissen beeinflussen lassen.

Wir müssen klar erkennen, dass die gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und die Erholung in großen Teilen Europas sich sehr schnell durch weltpolitische Ereignisse wandeln kann.

Noch im Januar haben wir uns durchaus optimistisch für dieses Jahr gezeigt. Wir sind in Bayern und Deutschland, aber auch in Europa von einem guten Jahr ausgegangen und hoffen, dass die momentane weltpolitische Lage nur wenig an unseren Prognosen ändern wird.

Anzumerken bleibt, dass aktuell die Finanzierungskosten für Fahrzeuge auf sehr niedrigem Niveau liegen und damit die Finanzierung einer Ratenzahlung des Kaufpreises nahekommt!

Im Neuwagengeschäft erwarten wir einen Anstieg auf knapp 600.000 Pkws, im Bereich des Gebrauchtwagenhandels rechnen wir wieder mit über 1,1 Million Pkws.
Im Lkw-Neuwagengeschäft setzen wir seit langer Zeit wieder auf Wachstum und auch im Lkw-Gebrauchtwagenmarkt werden sich die Erholungstendenzen weiter fortsetzen.

Das breite Angebot und die hohe Qualität der Fahrzeuge wird das Geschäft beleben, so dass wir optimistisch bleiben: Wir gehen davon aus, dass unsere Betriebe im Freistaat eine verbesserte Umsatzrendite von dann 1,5 Prozent erwirtschaften werden.

Bewertung

Bei allen optimistischen Zahlen steht der Kfz-Handel durchaus vor großen Herausforderungen. Festzuhalten bleibt, dass nur noch 60 Prozent über den ordentlichen Handel abgesetzt werden. 40 Prozent vertreiben Hersteller und Importeure direkt an Flotten und Leasinggesellschaften wie Sixt, eigene Arbeitnehmer oder über eigene Niederlassungen.

Auch das Internet spielt eine immer größere Rolle. Hier gilt für mich die Regel: Preistransparenz ja, aber kein Dumping! Ich würde nicht blind beim billigsten Händler einkaufen, sondern immer beim günstigsten seriösen Händler. Und der Preis dort ist nicht höher als im Internet!

Unsere Innungsbetriebe bieten gerade auch im Gebrauchtwagenmarkt seriöse Angebote: Unsere „Gebrauchtwagen mit Qualität und Sicherheit“ geben den Kunden die Gewissheit, bei ihrem Händler vor Ort in guten Händen zu sein. Und wenn dies einmal nicht der Fall sein sollte, vermitteln unsere Schiedsstellen der sieben bayerischen Kfz-Innungen. Verbunden mit den immer beliebteren Gebrauchtwagengarantien haben die Kfz-Meisterbetriebe starke Argumente für den Kauf beim Fachbetrieb.

Ich bin davon überzeugt, dass der Handel vor Ort auch in Zukunft die tragende Säule des Marktes sein wird. Sicherheit, Seriosität und letztlich auch rechtliche Ansprüche sollten die Kunden dazu bewegen, beim Handel vor Ort zu kaufen.
Was nützen etwa Ansprüche in der Sachmängelhaftung, wenn man dazu von Passau nach Kiel fahren muss, weil dort das Fahrzeug über das Internet günstig gekauft wurde?

Eine weitere große Herausforderung für den Kfz-Handel ist und bleibt die Mächtigkeit der Hersteller und Importeure. Ich möchte dabei auf die Dringlichkeit eines Investitionsschutzes hinweisen. Es ist erfreulich, dass wir hier zu ersten guten Gesprächen mit den bayerischen Herstellern gekommen sind. Unter der Moderation des bayerischen Wirtschaftsministeriums sind wir in einem Gedankenaustausch zu den Themen und hoffen sehr, dass wir letztlich eine Art Clearingstelle etablieren können, die unseren Betrieben bei Streitigkeiten mit den Herstellern als Ansprechpartner dienen wird.

Das Service- und Werkstattgeschäft in Bayern

Die Werkstattauslastung verharrte 2013 bei 79 Prozent. Der Umsatz in diesem Bereich betrug 4,41 Milliarden Euro. Wir stellen erneut eine leichte Verschiebung weg von den Markenwerkstätten hin zu den freien Werkstätten fest, was dem fortlaufend älter werdenden Fahrzeugbestand geschuldet ist. Das durchschnittliche Fahrzeugalter erreicht nun fast 9 Jahre.

Werkstattauslastung / Stundenverrechnungssätze

Im Service- und Werkstattgeschäft nahmen die durchschnittlichen Stundenverrechnungssätze im Freistaat an der allgemeinen Kostensteigerung teil. Die Reparaturumsätze sanken pro Fahrzeug im Vergleich zum Vorjahr von 215 auf 191 Euro. Gestiegen ist laut DAT-Report jedoch die Wartungshäufigkeit - eine Folge des hohen Fahrzeugalters.

Ausblick Wirtschaftsjahr 2014

Ich bin zuversichtlich, dass die betriebswirtschaftliche Situation sich 2014 deutlich verbessern wird.

Zwei Themen möchte ich noch kurz ansprechen.

Verstärkt bieten Werkstattportale im Internet ihre Dienste an. Ich sehe dies kritisch, weil eine genaue Auftragsbeschreibung  Sachkunde voraussetzt, die der Autofahrer in der Regel nicht hat. „Es klappert vorne im Motorraum“ lässt sich nicht als handfeste Kalkulationsbasis für einen Werkstattauftrag heranziehen. Der billigste Preis sollte nicht die Motivation für einen Auftrag sein. Ich kenne keinen,  der zu einen Arzt oder Rechtsanwalt geht, nur weil dieser am billigsten ist.
Ein Auto muss gut und sicher funktionieren. Deshalb raten wir zum Innungsbetrieb, zum Fachmann vor Ort! Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich bei möglichen Streitfällen zwischen Werkstatt und Kunden die Schiedsstelle der Kfz-Innungen der Sache annimmt:

Die Schiedsstelle ist eine neutrale Kommission für den Verbraucherschutz. Sie regelt Beschwerden ohne gerichtliche Auseinandersetzung. Dadurch können Meinungsverschiedenheiten schnell, unbürokratisch und für den Verbraucher kostenlos aus der Welt geschafft werden.

Eine aktuelle Forsa-Umfrage zeigt, dass jedoch nur 36 Prozent der Autofahrer in Deutschland diese Institution der Kfz-Innungen kennen. Ich möchte daher für unsere Innungsbetriebe und damit auch für die Schiedsstelle als Helfer werben, da diese Kombination echte Vorteile für die Kunden bieten kann!

Das zweite Thema, was uns umtreibt, sind Werkstattnetze von Branchenfremden, wie sie derzeit von  HUK oder  ADAC geplant sind. Hier frage ich mich schon, wessen Vorteile hier im Vordergrund stehen! Die des Autofahrers mit Sicherheit kaum! Für mich gilt hier der Grundsatz: „Schuster bleib‘ bei deinen Leisten!“ Der ADAC sollte sich auf die Pannenhilfe beschränken, die HUK auf das Versicherungsgeschäft.

Das Werkstattgeschäft braucht derartige Konkurrenz nicht. Margen sind in diesem Bereich knapp. Geld wird dort nicht im großen Stil verdient, wie die Entwicklung manch einer großen Werkstattkette zeigt. Druck auf Preise schadet letztlich immer der Qualität. Gut ausgebildetes Personal hat seinen Preis. Eine stabile wirtschaftliche Situation erzielen unsere Innungsbetriebe mit Vertrauen und langjährigen Kundenbeziehungen. Bei den Kfz-Betrieben ist natürlich besonders der Stammkunde König.

Mitarbeiterentwicklung im Kraftfahrzeuggewerbe Bayern

Zum 30. Juni 2013 waren im Kraftfahrzeuggewerbe Bayern 113.400 Männer und Frauen beschäftigt. Die Beschäftigung in den überwiegend inhabergeführten Betrieben ist damit erneut leicht gestiegen.

Ausbildung Handel / Handwerk

2013 haben wir das Berufsbild des Kfz-Mechatronikers und damit die Ausbildung neu aufgestellt: Wir bilden nun  Kfz-Mechatroniker/innen in den Fachrichtungen
•    Nutzfahrzeugtechnik
•    Personenkraftwagentechnik
•    Motorradtechnik
•    Karosserietechnik und
•    System- und Hochvolttechnik
aus. Hinzu kommt der Automobilkaufmann beziehungsweise  -kauffrau.

Im Freistaat werden derzeit im Bereich unserer technischen Berufe sowie im Beruf des Automobilkaufmanns/frau 14.814 Jungen und Mädchen ausgebildet. Dies ist ein leichter Rückgang um 2 Prozent, sicher auch eine Folge der Aufgabe des verkürzten Ausbildungsberufes „Kfz-Servicemechanikers“ und des immer deutlicher werdenden demographischen Wandels.

Rechnet man die weiteren kaufmännischen Ausbildungsberufe in den Autohäusern hinzu, kommt unsere Branche erneut auf fast 16.000 Ausbildungsplätze in Bayern.
Ausbildung: Wir nehmen gesellschaftliche Verantwortung wahr
Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern hält nach wie vor eine sehr hohe Ausbildungsquote.

Auch haben wir uns in den Tarifgesprächen 2012 für eine Übernahmegarantie für Auszubildende ausgesprochen. Dies zeigt: Wir bilden aus und geben jungen Menschen eine Zukunft!

Das bayerische Kfz-Gewerbe engagiert sich stark und wirbt um Nachwuchskräfte: Sei es hier auf der IHM, sei es bei Regional- und Lokalmessen oder auch etwa  beim Girl’s Day.

Der Wettbewerb um die Nachwuchskräfte wird härter. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit unseren modernen Berufsbildern und einer  attraktiven Branche auch in Zukunft hochmotivierte junge Menschen für das Kraftfahrzeuggewerbe gewinnen können.

Kraftfahrzeuggewerbe Bayern

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern ist der Zusammenschluss der sieben bayerischen Kraftfahrzeuginnungen. Die Anzahl der Betriebe ist seit Jahren nahezu konstant. Im Kfz-Technikerhandwerk sind rund 12.500 Meister in die Handwerksrolle eingetragen. Davon betreiben ca. 10.000 ein nachhaltiges Gewerbe. Rund 7.200 Betriebe sind über die Innungen des bayerischen Kfz-Handwerks organisiert.

Unsere Innungen sind die Basisorganisation der berufsständischen Vertretungen unserer Branche. Sie haben den direkten Kontakt zu den Mitgliedern, den Betrieben. Im regionalen Kontext sind sie für die Wahrnehmung der Mitgliederinteressen zuständig und haben vielfältige hoheitliche Aufgaben zu erfüllen, die ihnen von staatlicher Seite übertragen wurden.

Schlussbemerkung

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern schaut optimistisch nach vorne. Unsere Kfz-Handels- und Handwerksbetriebe sorgen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dafür, dass Bayern auch weiterhin der sechstgrößte Kfz-Markt in der Europäischen Gemeinschaft bleibt. Bayern liegt damit noch vor Ländern wie beispielsweise Österreich, die Niederlande oder Belgien.

Unsere Kunden können sich darauf verlassen: Im Meisterbetrieb mit dem blauweißen Kfz-Meisterlogo erhalten sie fachmännische Unterstützung und Bestleistungen rund um ihr Auto!

Letzte Änderung: 13.03.2014Webcode: 0065455