Das Autojahr 2016

Präsident und Landesinnungsmeister Klaus Dieter Breitschwert (re) und Pressesprecher Uwe Trautmann (li) beim Pressegespräch 2017

[09.03.2017] Vorbemerkung

Das Autojahr 2016 im Freistaat Bayern war ein erfolgreiches Jahr.

Die Neuzulassungen im Pkw-Bereich zeigen den zweitbesten Wert in diesem Jahrhundert, nur das Jahr der Abwrackprämie war besser. Die Besitzumschreibungen stiegen auf einen Höchstwert nach der Jahrtausendwende. Die Werkstattauslastung verlief stabil, wobei die Umsätze weiter stiegen.

Betrachtet man die ersten Wochen des Jahres 2017, so verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg im Neuwagen- wie im Gebrauchtwagenmarkt, auch wenn man daraus noch nicht auf den Verlauf des Gesamtjahres schließen kann.


Der Automarkt Bayern

Die Umsatzerlöse der bayerischen Kfz-Betriebe mit den Sparten Neu- und Gebrauchtwagenhandel sowie Kfz-Serviceleistungen stiegen auf netto 28,48 Milliarden Euro und lagen damit um 5,72 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Neuwagenbereich

Einen Umsatzzuwachs um 3,06 Prozent auf nun 9,09 Milliarden Euro verzeichnet der Pkw-Neuwagenbereich.

Insgesamt wurden in Bayern im letzten Jahr mit 778.922 Pkw, Lkw und Zugmaschinen 6,9 Prozent mehr Kraftfahrzeuge neu zugelassen, wovon auf den Pkw-Bereich 660.541 Einheiten (+ 6,4 Prozent) entfielen. Unsere Prognose von über 600.000 Fahrzeugen erwies sich damit mehr als zutreffend. Davon nutzen 308 081 Fahrzeuge Benzin (+10,5 Prozent), 339 338 Diesel (+2,5 Prozent) und 13 122 andere Kraftstoffarten wie Gas, Elektro, Hybrid (+22,8 Prozent). Der Anteil der neu zugelassenen Diesel lag bei 51,4 Prozent, der Anteil der Benziner bei 46,6 Prozent. Auch wenn der Diesel bei den Zulassungszahlen noch vorne lag, müssen wir feststellen, dass die Zuwachsraten gegenüber den Benzinern deutlich abnahmen.

Bei den sonstigen Kraftstoffarten war die Hybridtechnik mit 9 547 Fahrzeugen am stärksten vertreten. Der Zuwachs gegenüber 2015 lag hier bei 31,9 Prozent.

Die Neuzulassungen stiegen nicht nur bei Pkw, sondern beinahe im gesamten Fahrzeugbestand. Krafträder legten um 18,5 Prozent zu, Kraftomnibusse um 9,0 Prozent und Lastkraftwagen um 7,6 Prozent. Die Zulassungszahlen bei Zugmaschinen sanken um 5,4 Prozent.

Gebrauchtwagenmarkt

Im Gebrauchtwagenmarkt stiegen die Besitzumschreibungen im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 1.360.094 Kraftfahrzeuge. Im Pkw-Bereich verzeichnen wir nun seit 2010 konstant einen Besitzwechsel jenseits der Millionengrenze. Die Halterwechsel der Pkw stiegen 2016 um 1,6 Prozent auf 1.178.605, darunter Benziner um 0,5 Prozent und Diesel-Pkw um 3,5 Prozent.

Der markengebundene Handel konnte seine Marktanteile erneut deutlich ausweiten. Dieser erreichte 47 Prozent, das ist eine weitere Verbesserung um fünf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Der freie Handel konnte um 2 Prozent auf 21 Prozent zulegen. Verlierer war 2016 der Privatmarkt mit 32 Prozent (– 7 Prozent).

Der markengebundene Handel erzielte dabei ein Umsatzplus von fast 11 Prozent auf 7,68 Milliarden Euro, beim nicht-markengebundenen Handel stieg er um 1,35 Prozent auf 1,87 Milliarden Euro. Ursache hierfür sind weiterhin vor allem die hochpreisigen „jungen Gebrauchten“ sowie der weitere Anstieg im Gebrauchtwagengeschäft.

Zusammenfassung Handel

Die Bilanz des Wirtschaftsjahres 2016 ist positiv. Wir sind auf einem guten Weg mit weiterhin positiver Tendenz. Getragen wurde der Zuwachs im Neuwagengeschäft erfreulicherweise auch von den Privatkunden sowie einem Anstieg bei den Flottenzulassungen.

Verstärkt finden die Kunden aber auch ihre neuen Fahrzeuge im Bereich der jungen Gebrauchtwagen, der sich aus den umfangreichen Händler- und Herstellerzulassungen speist. Auch wenn der Anteil an Eigenzulassungen von Händlern und Herstellern unter 30 Prozent der Neuzulassungen sank, ist dieser Wert in unseren Augen nach wie vor deutlich zu hoch.

Zur Umsatzrendite lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt anmerken, dass der Handel im zurückliegenden Jahr eine vorläufige Durchschnittsrendite von etwa 1,6 bis 1,9 Prozent erzielt hat.  Die Situation bleibt schwierig, wenn unsere Betriebe im Autohandel weiterhin kaum Geld verdienen.

Prognose Handel 2017

Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bleiben in Bayern erfreulicherweise stabil. Dieses wirtschaftlich positive Klima lässt uns auch für 2017 hoffen: Steigende Einkommen sowie aktuell noch niedrige Zinsen werden auch dieses Jahr den Markt beleben.

Wir sind aktuell auch für die kommenden Monate weiter zuversichtlich. Die Kunden investieren in ihre Mobilität, nutzen die vorhandenen Angebote des Kfz-Handels sowie die Vorteile der Meisterbetriebe der Kfz-Innungen wie zum Beispiel Garantien und Gewährleistungen.

Im Neuwagengeschäft erwarten wir in diesem Jahr in Bayern wieder rund 600.000 Pkws, im Bereich des Gebrauchtwagenhandels rechnen wir erneut mit einem Anstieg auf einen Rekordwert von 1,2 Millionen Pkws.

Im Lkw-Geschäft gehen wir bei einer weiterhin stabilen Konjunktur von stabilen Zahlen für dieses Jahr aus.


Das Service- und Werkstattgeschäft in Bayern

Das Servicegeschäft bleibt die starke Säule des Ertrags im Kraftfahrzeuggewerbe und zeigt sich 2016 sehr robust: Der Umsatz in diesem Bereich stieg im Freistaat um 5,22 Prozent auf 8,20 Milliarden Euro. Darin enthalten sind der reine Werkstatt-Umsatz, aber auch Lohn, Ersatzteile und Zubehör.

Insgesamt erweist sich das Servicegeschäft nach wie vor als stabil. Trotzdem gibt es Druck auf die Rendite, etwa durch nicht kostendeckende Servicepakete, welche Hersteller und Importeure als Kundenbindungsmaßnahmen über die Werkstätten anbieten, oder durch Initiativen von Versicherungsunternehmen, die Kosten im Schadenfall weiter zu drücken. Auch gesetzliche Vorgaben, etwa die Richtlinie für einen neuen Scheinwerfer-Einstellplatz verstärken den Kostendruck in diesem Bereich.

Werkstattauslastung / Stundenverrechnungssätze

Die Werkstattauslastung stieg im Jahresdurchschnitt erneut um 2 Prozent auf nun 83 Prozent im Freistaat. Bei den gesamten Arbeiten an Fahrzeugen haben die Markenwerkstätten einen Anteil von 52 Prozent und die Freien Werkstätten einen Anteil von 35 Prozent.  

Bei den Stundenverrechnungssätzen im Freistaat kam es in Gemeinden und Städten zu geringen Erhöhungen, in Großstädten stagnierten die Sätze weitgehend.

Wir können den Betrieben weiterhin nur dringend raten, akkurat zu planen und seriöse Stundenverrechnungssätze bei ihren Kalkulationen anzusetzen sowie die Kosten gegenüber dem Kunden auch offen zu deklarieren.

Prognose Service 2017

Wir gehen von einem weiterhin stabilen Werkstattgeschäft aus. Neben dem Privatkunden- und Großkundengeschäft sorgen nach wie vor auch die relativ hohe Anzahl von Rückrufaktionen, aber auch die hohe Zahl an Gebrauchtwagen, die über den Handel verkauft werden, für Werkstattgeschäft, da diese Fahrzeuge vor dem Verkauf in der Werkstatt durchgecheckt werden. Der Service bleibt somit die tragende Säule unserer Erträge.


Ausblick auf das Autojahr 2017

Wir sind zuversichtlich, dass sich die betriebswirtschaftliche Situation 2017 wie im letzten Jahr entwickeln wird. Der Handel im Neuwagen- und Gebrauchtwagensegment zeigt sich stabil, im Servicebereich gehen wir von konstanten Zahlen aus.

Aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung werden die gewerblichen Zulassungen unverändert stark bleiben. Anders sieht es möglicherweise bei den Privatzulassungen aus. Nach Zuwächsen im letzten Jahr wird sich die zunehmende Verunsicherung der Verbraucher etwa durch die Diskussion um drohende Fahrverbote unter anderem in Stuttgart und nun auch in München sowie blaue Plaketten negativ auswirken. Ob dies durch besonders günstige Angebote des Kfz-Handels kompensiert werden kann, ist noch offen.

Wir benötigen klare Aussagen der Politik, die den Autofahrern Rechtssicherheit für das Benutzen ihrer Fahrzeuge geben. Gefordert ist eine Politik mit Augenmaß, die neben berechtigten Umweltanliegen auch die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen berücksichtigt.

Der VW-Abgasskandal sorgt darüber hinaus auch für Unsicherheit in der Branche selbst: Dieser ist für das Gewerbe auch aus juristischer Sicht nicht leicht, da nicht alle gewerblichen Verkäufer von betroffenen Fahrzeugen ihre Sorgen an VW durchreichen können.

Zwei weitere Herausforderungen möchte ich ansprechen. Zum einen die weiter voranschreitende Digitalisierung. Hier werden unsere Autohäuser noch stärker gefordert sein: Sei es die einfache Auffindbarkeit in den einzelnen sozialen Medien, sei es die digitale Abwicklung von Arbeitsabläufen und die Online-Zulassung von Fahrzeugen bis zum Internetverkauf von Fahrzeugen. Ganz zu schweigen von der Frage, wer welche Daten aus Fahrzeugen und Kundeninformationen wann und wie nutzen darf.

Die zweite große Herausforderung wird der Generationswechsel in vielen unserer familiengeführten Betriebe sein. Wie können hier gute Perspektiven für die neue Generation von Unternehmern geschaffen werden, wie dieser Übergang für alle Beteiligten erfolgreich gestaltet werden?

Hier werden wir als Verband aber auch als Kfz-Innung gefordert und es wird unsere Aufgabe sein, die Kfz-Betriebe hierbei zu begleiten, wenn wir den Autohandel als unverzichtbare Schnittstelle zum Kunden erhalten wollen.


Mitarbeiterentwicklung im Kraftfahrzeuggewerbe Bayern

Zum 30. Juni 2016 waren im Kraftfahrzeuggewerbe Bayern 149.201 Männer und Frauen beschäftigt. Die Beschäftigung in den überwiegend inhabergeführten Betrieben ist damit erneut gestiegen und zwar um 0,8 Prozent.

Ausbildung Handel / Handwerk

Erfreulich ist die Entwicklung bei unseren Ausbildungsberufen: Das Kraftfahrzeuggewerbe bildet aktuell Kfz-Mechatroniker/innen in den fünf Fachrichtungen

  • Nutzfahrzeugtechnik
  • Personenkraftwagentechnik
  • Motorradtechnik
  • Karosserietechnik und
  • System- und Hochvolttechnik

aus. Hinzu kommt der Automobilkaufmann beziehungsweise  -kauffrau.

Jeder fünfte Kfz-Auszubildende in Deutschland kommt aus Bayern und jeder sechste Ausbildungsplatz im bayerischen Handwerk ist einer im Kfz-Gewerbe!

Der Ausbildungsberuf „Kfz-Mechatroniker“ erreichte 2016 einen starken Zuwachs um 4,1 Prozent an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Freistaat. Über 4.200 neue Nachwuchskräfte haben ihren Platz in der Branche gefunden. Die Ausbildungsberufe „Automobilkaufmann/frau“ und „Fahrzeuglackierer“ stiegen um 11,3 bzw. 4,5 Prozent.

In den technischen Ausbildungsberufen sowie im Ausbildungsberuf des/r Automobilkaufmanns/frau hatten 2016 insgesamt 14.905 Personen einen Ausbildungsplatz im bayerischen Kfz-Gewerbe.

Wir werben erfolgreich für das Ausbildungsangebot im Kraftfahrzeuggewerbe. Erinnert sei aktuell an unsere Leistungsschau „AutoBerufeAktuell“ im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse in München. Erwähnt sei hier auch das große Engagement unserer sieben Kfz-Innungen auf unzähligen regionalen Ausbildungs- und Berufsmessen.

Die Ausbildung im Kraftfahrzeuggewerbe stellt einen großartigen Einstieg in ein erfolgreiches Berufsleben dar. Unsere Branche bietet mit einer Vielzahl von weiterführenden Qualifikationen und Fortbildungen jene Chancen, die sich junge Menschen für ihr Berufsleben wünschen!


Kraftfahrzeuggewerbe Bayern

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern ist die berufsständische Vertretung der Kfz-Händler und Kfz-Werkstätten im Freistaat Bayern.

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern vertritt die Interessen der Kfz-Betriebe im Freistaat gegenüber der Politik und anderen gesellschaftlichen Gruppen. Der Verband unterstützt gemeinsam mit den sieben bayerischen Kfz-Innungen die Belange der Kfz-Branche in politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Die über 170 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Innungen und auf Landesebene beraten die Mitgliedsbetriebe umfassend, unter anderem in betriebswirtschaftlichen, technischen, juristischen und ausbildungsbezogenen Fragen. Weiter überwachen die Innungen die hoheitlichen Aufgaben der autorisierten Meisterbetriebe nach der StVZO sowie die Prüfstützpunkte der technischen Fahrzeugüberwachung.

Von den 10.000 Kfz-Betrieben im Freistaat sind rund 7.100 Meisterbetriebe in den sieben bayerischen Kfz-Innungen organisiert.


Schlussbemerkung

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern ist ein starker Teil der Wirtschaft im Freistaat und blickt trotz aller Herausforderungen zuversichtlich nach vorne.

Die bayerischen Kfz-Betriebe bleiben begehrte Arbeitgeber und als Ausbildungsstätten sehr beliebt und sie werden weiter der Mobilitäts-Dienstleister im Freistaat bleiben.

Präsident und Landesinnungsmeister Klaus Dieter Breitschwert
Präsident Klaus Dieter Breitschwert (rechts) und Pressesprecher Uwe Trautmann (links)

Grafiken & Tabellen

Letzte Änderung: 09.03.2017Webcode: 0111901