Dieselkrise verhindert wirtschaftliche Entwicklung des bayerischen Kfz-Gewerbes

[21.08.2018] München. Die Dieselkrise hat das bayerische Kfz-Gewerbe ungebrochen fest im Griff. „Die Politik hat sich auch ein Jahr nach dem Diesel-Gipfel der Bundesregierung nicht zu einer Lösung durchringen können und bleibt wichtige Antworten schuldig“, sagt Albert Vetterl, Präsident und Landesinnungsmeister des Kfz-Gewerbes in Bayern.

Die Folgen seien gravierend: „Viele mittelständische Betriebe sehen mit Sorgen in ihre Zukunft und die Dieselbesitzer hängen schlichtweg in der Luft“, sagt Landesinnungsmeister Vetterl. Er vertritt rund 7.000 Innungsbetriebe mit über 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hinzukommen rund 15.000 Auszubildende. „Diese Unsicherheit ist für unsere Mitglieder unzumutbar, uns läuft die Zeit davon. Wir brauchen endlich eine politische Lösung der Dieselkrise, die die Hersteller in die Pflicht nimmt und nicht zulasten von Kunden und Kfz-Gewerbe gehen darf.“

Dringende, konkrete Fragen zur Lösung der Dieselkrise blieben von der Politik unbeantwortet. Dabei geht es beispielsweise um Messstellen, die die Einhaltung der Stickoxid-Belastung überwachen sollen. Diese sind europaweit kaum vergleichbar. Auch die nicht abreißende Diskussion um Fahrverbote trägt zur Verunsicherung bei. Und schließlich gibt es immer noch keinen Rechtsrahmen zur Nachrüstung von Katalysatoren, um ältere Diesel für die Zukunft fit zu machen. „Weder für unsere Kunden noch für uns ist es nachvollziehbar, dass es immer noch keine rechtssichere Regelung zur Hardware-Nachrüstung gibt“, sagt Vetterl.

Dabei hätten mehrere Experten, unter anderem der ADAC, bewiesen, dass diese Hardware-Nachrüstungen nicht nur technisch möglich, sondern auch sinnvoll seien. „Das führt zu der paradoxen Situation, dass Kunden bei unseren Mitgliedsbetrieben anfragen, ob sie ihren Diesel freiwillig nachrüsten lassen können, weil sie an ihrem Auto hängen und die Umwelt schützen wollen – und wir müssen das ablehnen.“

Vetterl skizziert auch die weitreichenden Probleme, mit denen die Betriebe des bayerischen Kfz-Gewerbes zu kämpfen haben: Dieselfahrzeuge lassen sich immer noch deutlich schwerer verkaufen als vor Beginn der Dieselkrise. Dass nun einzelne Hersteller wieder eine leichte Steigerung der Verkäufe vermelden, liege unter anderem auch an den speziellen Eintauschprogrammen, die von der Automobilindustrie aufgelegt wurden. „Dass zuletzt wieder etwas mehr Dieselfahrzeuge verkauft wurden, sehen wir aber auch als zaghaftes Signal, dass die guten Argumente, die es immer noch für den Kauf eines Dieselfahrzeugs gibt, wieder sachlicher wahrgenommen werden. Gleichzeitig muss man sehen, dass der Anteil von Dieseln an den verkauften Neuwagen gerade nur bei rund einem Drittel liegt – und vor Beginn der Dieselkrise bei deutlich über 50 Prozent“, sagt Vetterl.

Händler müssten vielmehr die langen Standzeiten von durchschnittlich knapp über drei Monaten finanziell auffangen. „Jeder Tag, an dem ein Dieselfahrzeug unverkauft im Autohaus steht, kostet den Händler rund 28 Euro“, sagt Vetterl. Ferner entstünden große finanzielle Verluste bei Leasingrückläufern, da der zu Beginn des Vertrags angenommene Restwert der Fahrzeuge heute nicht mehr ansatzweise zutreffend sei.

„Für unsere Mitgliedsbetriebe, die zum großen Teil eingesessene Handwerksbetriebe und oftmals seit mehreren Generationen inhabergeführt sind, heißt das: Dringend notwendige Investitionen in die Zukunft können nicht getätigt werden. Die Dieselkrise von heute verhindert die wirtschaftliche Entwicklung von morgen und gefährdet Arbeitsplätze.“

Dabei könne die Politik durchaus schnell reagieren, wie die aktuelle Debatte zur Nothilfe für die Landwirtschaft zeige, sagt Vetterl. „Die Dieselkrise ist für einzelne Betriebe des Kfz-Gewerbes ebenso existenzbedrohend wie die extremen Wetterbedingungen, die zu großflächigen Ernteausfällen geführt haben. In beiden Fällen sind zudem die Betriebe vor Ort die Leidtragenden – unverschuldet“, sagt Kfz-Landesinnungsmeister Vetterl. „Wir wünschen uns daher auch bei der Lösung der Dieselkrise genauso viel Entschlossenheit und Augenmaß von der Politik.“ Einen wichtigen Schritt dazu könnten dabei die Beratungen im Bundesrat Anfang September sein. Dort geht es um mögliche Regelungen zur Nachrüstung von Hardware.

Letzte Änderung: 21.08.2018Webcode: 0121025