Kfz-Gewerbe Bayern: Autohändlern droht der Atem auszugehen
[28.01.2021] München. Das bayerische Kraftfahrzeuggewerbe mit seinen sieben Innungen erwartet für das Jahr 2021 eine mittelfristige Stabilisierung des Geschäfts. Vor allem die Corona-bedingte Abkehr vom öffentlichen Nah- und Fernverkehr zugunsten des eigenen Autos biete zusammen mit einem attraktiven Preisniveau eine gute Grundlage für einen Nachholeffekt im Handel, sagte Albert Vetterl, Präsident und Landesinnungsmeister des bayerischen Kraftfahrzeuggewerbes. Auch weiterhin nachgefragte Förderprogramme für Fahrzeuge mit Elektroantrieb sowie neue Anreizprogramme für bestimmte Nutzfahrzeuge sowie ein entstandener Nachholbedarf im Servicebereich dürften zur wirtschaftlichen Stabilisierung beitragen. „Das Jahr 2021 wird das Corona-Jahr 2020 jedoch in vielen der rund 7.000 bayerischen Kfz-Innungsbetriebe nicht ausgleichen können“, sagte Vetterl.
Daher forderte er eine belastbare Perspektive, wie es für die mittelständischen Kfz-Meisterbetriebe weitergehen könne, was man auch in Gesprächen mit der bayerischen Politik deutlich gemacht habe. „Wenn etwa der Inzidenzwert weiter spürbar fällt, müssen unsere Betriebe die Möglichkeit haben, möglichst bald zu einem geregelten Geschäftsbetrieb zurückzukehren. Sonst droht unseren oftmals familiengeführten Unternehmen, die im Interesse der Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern immer die Infektionsschutzmaßnahmen mitgetragen haben, langsam der Atem auszugehen. Wir brauchen dringend das Frühjahrsgeschäft“, sagte Vetterl.
Viele Betriebe stünden unter einem gewissen Liquiditätsdruck, weil die von den Autohäusern vorfinanzierten Bestände steigen, da die Automobilhersteller weiter Fahrzeuge produzieren, die aber nicht abverkauft werden können. Gleichzeitig stagniere auch die Werkstattauslastung: „Viele Kunden nehmen weiterhin die vorgesehenen Service-Termine nicht wahr – was mit Blick auf die Herstellergarantie jedoch fatal ist“, sagte Vetterl.
Im vergangenen Jahr waren in Bayern die Neuzulassungen um rund 21 Prozent auf knapp 579.000 Fahrzeuge gesunken. Probleme machten den Kfz-Innungsbetrieben hier neben den angeordneten Handelsschließungen vor allem auch die Situation in vielen Kfz-Zulassungsstellen. Die Werkstattauslastung ging 2020 um rund 4 Prozent auf insgesamt rund 79 Prozent zurück. Daher waren zwei Drittel der rund 7.000 bayerischen Kfz-Innungsbetriebe 2020 von deutlichen Umsatzeinbußen betroffen. Viele Betriebe erwarten einen Gewinneinbruch von bis zu 40 Prozent.
„Unsere rund 125.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie über 15.000 Auszubildenden haben die Herausforderungen des Corona-Jahres 2020 mit viel Engagement angenommen und entscheidend dazu beigetragen, dass die individuelle Mobilität im Freistaat sichergestellt war. Deshalb brauchen wir jetzt dringend eine Perspektive, damit der finanzielle Druck auf unsere mittelständischen Betriebe sich nicht weiter vergrößert.“