Das Autojahr 2012 in Bayern

[05.03.2013] 

 

Vorbemerkung

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern schaut zufrieden auf das Autojahr 2012 im Freistaat zurück.

Im Neuwagenbereich wurden 2012 unsere Erwartungen erfüllt, die Besitzumschreibungen haben letztes Jahr im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Die Werkstattauslastung verlief weiter stabil auf hohem Niveau.

Insgesamt führt dies in unserer Bewertung des Jahres 2012 dazu, dass wir von einem ordentlichen Wirtschaftsjahr sprechen können. Nach einem sehr guten Jahr 2011 musste es zu einer Normalisierung des Marktes kommen. Dieses ist auf einem anständigen Niveau erfolgt. 

Betrachtet man die ersten Wochen des Jahres 2013, so ist hier ein deutlicher Rückgang im Neuwagenbereich festzustellen, während der Gebrauchtwagenmarkt eine weitere Steigerung erfährt. Die ersten beiden Monate des Jahres sind aber regelmäßig nicht geeignet, den Verlauf des Gesamtjahres bereits vorwegzunehmen.

 

Der Automarkt Bayern

Das Jahr 2012 war von einem stabilen Markt im Neuwagen- sowie Zuwächsen im Gebrauchtwagenbereich getragen.

Die Umsatzerlöse der bayerischen Kfz-Betriebe mit den Sparten Neu- und Gebrauchtwagenhandel sowie Kfz-Serviceleistungen sanken leicht von 20,15 Milliarden im Vorjahr auf 19,97 Milliarden Euro (- 0,9 %).

 

Neuwagenbereich

Der PKW-Neuwagenbereich zeichnet sich dabei mit einem Umsatzrückgang um 6,39 Prozent auf nun 7,947 Milliarden Euro im Besonderen verantwortlich, was aber mit dem Rückgang bei den Neuzulassungen korrespondiert.

Insgesamt sind in Bayern in 2012 704.328 Pkw, Lkw und Zugmaschinen neu zugelassen worden, wovon auf den Pkw-Bereich 602.494 Einheiten entfielen. Unsere Prognose vom Frühjahr 2012 mit 600.000 Fahrzeugen erwies sich als genau zutreffend. Wir haben damit einen Rückgang der Neuzulassungen bei Pkws von 3,0 Prozent 2012 nach einem starken Anstieg 2011 um 14,4 Prozent im Freistaat zu verzeichnen.

Festzuhalten bleibt, dass dabei nur noch 60 Prozent über den ordentlichen Handel abgesetzt werden. 40 Prozent vertreiben Hersteller und Importeure direkt an Flotten und Leasinggesellschaften wie Sixt, eigene Arbeitnehmer oder über eigene Niederlassungen (flagshipstores).

Im Lkw-Neuwagenhandel wurden 2012 44.662 Fahrzeuge verkauft. Der Rückgang um 6,9 Prozent spiegelt leider die wirtschaftliche Zurückhaltung des Jahres 2012 in Sachen Investitionen wieder. Der Lkw-Markt befindet sich nach wie vor in einer Konsolidierungsphase, der letztlich aber in ganz Europa zugange ist.

 

Gebrauchtwagenmarkt

Im Gebrauchtwagenmarkt konnte der markengebundene Handel seine Anteile mit 35 Prozent halten, der freie Gebrauchtwagenhandel steigerte seine Marktanteile von 21 auf 24 Prozent.

Der Trend zum Kauf beim unternehmerischen Handel nimmt weiter zu. Die gesetzliche Gewährleistung (Sachmangelhaftung) und Garantieangebote werden von den Kunden gerne in Anspruch genommen.

Der markengebundene Handel erzielte dabei Umsätze fast auf dem Vorjahresniveau (-0,04 %), während der nichtmarkengebundene Handel, in der Regel Meisterbetriebe des Kfz-Gewerbes, ein deutliches Plus von über 20 Prozent verzeichnen konnte.

Die Besitzumschreibungen 2012 - insgesamt in allen Fahrzeugbereichen - stiegen erfreulicherweise erneut um weitere 1,8 Prozent auf 1.267.873 Einheiten in Bayern.

Im Bereich Pkw verzeichnen wir nun seit 2010 konstant einen Besitzwechsel jenseits der Millionengrenze. Bei nun 1.105.982 Pkws verzeichnen wir gegenüber 2011 wieder ein Plus von 2,2 Prozent.

 

Zusammenfassung Handel

Das Wirtschaftsjahr 2012 war stabil. Wir mussten aber gerade zum Jahresende feststellen, dass die Hersteller und Importeure wieder dazu übergehen, zusätzliche Fahrzeuge über den Handel absetzen zu wollen, was die erzielbaren Margen schmälert.

Wir stellen fest, dass der Ertrag pro Fahrzeug sinkt und so letztlich auch die Gesamterträge zumindest stagnieren. So mancher Betrieb muss dadurch rote Zahlen schreiben, auch wenn die Farbe „schwarz“ klar dominiert.

Der Handel erwirtschaftete im zurückliegenden Jahr nach unserer Schätzung nur noch 1,1 Prozent Umsatzrendite.

 

Prognose Handel 2013

Wir gehen auch 2013 von einem durchaus stabilen und robusten Markt im Freistaat aus.

Im Neuwagengeschäft erwarten wir knapp 585.000 Pkws, im Bereich des Gebrauchtwagenhandels rechnen wir wieder mit über 1 Million Pkws, weil der Trend der Verbraucher zum Kauf beim unternehmerischen Handel anhalten wird.

Die stabile gesamtwirtschaftliche Einwicklung - niedrige Arbeitslosenquote und die stabile Wirtschaftslage - wird weiterhin eine gute Basis für die Kfz-Branche im Freistaat darstellen!

 

Bewertung

Wir müssen feststellen, dass nach wie vor die Investitionen für CI-Vorgaben der Hersteller und der Importeure und die Erträge aus dem Neuwagengeschäft weit auseinandergehen.  Wir müssen die Markenhändler mehr schützen!

Wie das gehen kann, zeigt Österreich: Dort hat man seit Jahren eine Lösung in Form eines gesetzlichen Investitionsschutzes, nach dem ein Händler, der zu Investitionen verpflichtet ist, Anspruch auf Ersatz hat, sofern eine Amortisation nicht möglich ist.

Das wären Rahmenbedingungen, die dem Kfz-Gewerbe eine gute und vor allem faire Zukunft geben könnten, gerade deshalb, weil die geforderten Millioneninvestitionen eben nicht bei einer 6-monatigen Kündigungsfrist der Händlerverträge, wie sie ab dem Sommer automatisch gelten wird, zu verantworten sind. 

Und Österreich dient uns nochmals als Vorbild: Zum 1. Juni 2013 tritt dort das Kraftfahrzeugsektor-Schutzgesetz in Kraft. Unbefristete Händlerverträge können auch weiterhin nur mit einer Zweijahresfrist gekündigt werden. Bei einer schuldlosen Vertragsauflösung ist der Importeur verpflichtet, das Warenlager zu Nettoeinkaufspreisen zurück zu kaufen. Und ganz wichtig: Das Autohaus kann gemeinsam mit dem Händlervertrag – ganz oder auch teilweise – an jeden anderen Markenkollegen verkauft werden. Eine Zustimmung des Herstellers ist dafür nicht erforderlich.

Ein solches Modell muss unser Ziel auch für Deutschland sein.

Ein zweiter Punkt, den ich hier explizit erwähnen möchte, ist der Handel innerhalb der europäischen Gemeinschaft. Hier ist ein großer Markt für unsere bayerischen Betriebe. Geografisch liegen wir zentral in der Mitte Europas, doch starke Reglementierungen in diesem Bereich sind hohe Hemmnisse, die den Handel unnötig einschränken!

Bei beiden Beispielen ist die Politik gefordert, für den Mittelstand vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen.

 

Das Service- und Werkstattgeschäft in Bayern

Die Werkstattauslastung war 2012 mit 79 Prozent zufriedenstellend und auf stabilem Niveau. Wir stellen eine leichte Verschiebung weg von den Markenwerkstätten hin zu den freien Werkstätten fest, was dem fortlaufend älter werdenden Fahrzeugbestand geschuldet ist. Das durchschnittliche Fahrzeugalter nähert sich langsam aber sicher 9 Jahren an.

 

Dieselpartikelfilter: Förderung der Nachrüstung

Ich will heute noch einmal an die Autofahrerinnen und Autofahrer appellieren: In München und Augsburg dürfen schon nur noch Fahrzeuge mit grüner Feinstaub-Plakette in die Innenstädte fahren, andere Kommunen werden sicher folgen. Noch besteht die Möglichkeit, die Nachrüstung mit Dieselpartikelfiltern mit 260 Euro gefördert zu bekommen.

Nach Aussage staatlicher Stellen werden die Finanzmittel aber nur noch bis Ende März reichen. Es gilt, hier nun rasch zu handeln!

 

Meister-HU

Das Kraftfahrzeuggewerbe wirbt seit geraumer Zeit für die Durchführung der Hauptuntersuchung durch die qualifizierte Kfz-Meisterwerkstatt.

Diese „Meister-HU“ ist als Werkstattuntersuchung explizit in den bisherigen und auch zukünftigen europäischen Vorgaben vorgesehen und wird auch in vielen Ländern der Europäischen Gemeinschaft, unter anderem in Österreich und in den Niederlanden erfolgreich praktiziert.

Eine von Überwachungsorganisationen geforderte Trennung zwischen Prüfen und Reparieren gab es in Deutschland noch nie. Denn seit unzähligen Jahren werden unsere Kfz-Betriebe vom Staat hoheitlich mit der Durchführung von Teilen der  Fahrzeuguntersuchung wie zum Beispiel Abgasuntersuchung, Gasanlagenprüfung oder Lkw-Sicherheitsprüfung betraut. Denn was wir fortlaufend reparieren, prüfen wir natürlich auch vorher.

Eine absolute Trennung zwischen Prüfen und Reparieren bei der periodisch-technischen Fahrzeuguntersuchung würde in Deutschland das bisher gemeinsame Wirken von Überwachungsorganisationen und Kfz-Gewerbe zerstören und über 30.000 mittelständischen Handwerksbetrieben mit hunderttausenden Beschäftigten einen wesentlichen Teil der bisherigen Existenzgrundlage entziehen. Der Schaden für das bayerische und deutsche Handwerk wäre nicht abzuschätzen.

Was wir dagegen wollen, ist die Weiterentwicklung des bisherigen Systems, in dem neben den Überwachungsorganisationen auch zertifizierte Kfz-Meisterwerkstätten die technische Fahrzeuguntersuchung abnehmen können. Was für alle Bereiche der technischen Fahrzeuguntersuchung außer der HU bereits Alltag ist, wollen wir auch auf die Hauptuntersuchung ausweiten. Die Durchführung durch den Kfz-Meisterbetrieb.

Dabei wollen wir niemanden ausgrenzen, sondern das Angebot für die Autofahrer erweitern!

 

Werkstattauslastung / Stundenverrechnungssätze

Im Service- und Werkstattgeschäft 2012 blieben die durchschnittlichen Stundenverrechnungssätze im Freistaat stabil.

Die Wartungsarbeiten pro Pkw sind 2012 zurückgegangen: Der Wartungsaufwand pro Fahrzeug lag bei 252 Euro.

Bei den Reparaturkosten gab es Veränderungen: Pro Fahrzeug stiegen sie im Vergleich zum Vorjahr von 173 auf 215 Euro an.

 

Ausblick Wirtschaftsjahr 2013

Die betriebswirtschaftliche Situation sollte auch 2013 stabil bleiben. Tragende Säule der Stabilität werden die Umsätze im Servicegeschäft sein. Sollte in Europa die Wirtschaftskrise überwunden werden, kann mit starken Impulsen aus dem Exportgeschäft zu rechnen sein.

 

Mitarbeiterentwicklung im Kraftfahrzeuggewerbe Bayern

Zum 30. Juni 2012 waren im Kraftfahrzeuggewerbe Bayern 113.111 Männer und Frauen beschäftigt. Die Beschäftigung in den überwiegend inhabergeführten Betrieben nahm gegenüber dem Vorjahr um 2,54 Prozent zu.

 

Ausbildung Handel / Handwerk

Im Kfz-Gewerbe werden zusätzlich rund 16.000 Jugendliche überwiegend in den folgenden Berufen ausgebildet:

•            Kfz-Mechatroniker

•            Mechaniker für Karosserieinstandsetzung

•            Automobilkaufmann

•            Bürokaufmann 

Im Freistaat sind 2012/2013 im Bereich der technischen Berufe sowie im Beruf des Automobilkaufmanns/frau 15.119 Jungen und Mädchen ausgebildet. Dies ist eine Steigerung um gute 5 Prozent. Nimmt man die weiteren kaufmännischen Ausbildungsberufe in den Autohäusern hinzu, kommen wir erneut auf 16.000 Ausbildungsplätze in Bayern.

 

Ausbildung: Wir nehmen gesellschaftliche Verantwortung wahr

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern hält nach wie vor eine sehr hohe Ausbildungsquote, trotzt dem immer stärkeren demographischen Wandel, der sich auch im Freistaat in sinkenden Schülerzahlen widerspiegelt. Und wir bleiben uns der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, in dem wir weit über unseren eigenen Bedarf hinaus Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.

Auch haben wir uns in den Tarifgesprächen 2012 für eine Übernahmegarantie für Auszubildende ausgesprochen. Dies zeigt: Wir bilden aus und geben jungen Menschen eine Zukunft!

Das bayerische Kfz-Gewerbe engagiert sich hier stark und wirbt um Nachwuchskräfte: Sei es hier auf der IHM, sei es bei Regional- und Lokalmessen als auch mit dem bayernweiten Bewerbereignungstest beziehungsweise beim Girl’s Day.

 

 

Kraftfahrzeuggewerbe Bayern

Der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern e.V.

Landesinnungsverband des Kraftfahrzeugtechnikerhandwerks

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern ist der Zusammenschluss der sieben bayerischen Kraftfahrzeuginnungen. Die Anzahl der Betriebe ist seit Jahren nahezu konstant. Im Kfz-Technikerhandwerk sind rund 13.500 Meister in die Handwerksrolle eingetragen. Davon betreiben ca. 10.000 ein nachhaltiges Gewerbe. Rund 7.200 Betriebe sind über die Innungen des bayerischen Kfz-Gewerbes organisiert.

Unsere Innungen sind die Basisorganisation der berufsständischen Vertretungen unserer Branche. Sie haben den direkten Kontakt zu den Mitgliedern, den Betrieben. Im regionalen Kontext sind sie für die Wahrnehmung der Mitgliederinteressen zuständig und haben vielfältige hoheitliche Aufgaben zu erfüllen, die sie von staatlicher Seite übertragen bekommen haben.

 

Tankstellengewerbe

Die Anzahl der Tankstellen in Bayern bewegt sich auf stabilem Niveau bei 2.400 Tankstellen. Davon vertreiben rund 1.000 Tankstellen auch Autogas.

Die Situation im Tankstellengewerbe ist unbefriedigend, das zurückliegende Jahr durch unglückliche Debatten geprägt.

In der Debatte um den Verkauf von Reisebedarf konnten wir nach Gesprächen mit Staatsministerin Haderthauer eine für alle Betroffenen zufriedenstellende Regelung finden. Eine Unterscheidung zwischen Reisenden und Nichtreisenden für den Verkauf von Reisebedarf nach Ladenschluss war nicht praktikabel und im Hinblick auf die Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs auch nicht zielführend. Unsere Unterschriftensammlung mit über 95.000 Unterschriften zu dem Thema in wenigen Wochen war hier sicher hilfreich.

Eine Einschränkung des Verkaufs von Reisebedarf zu den Ladenschlusszeiten hätte bei vielen Tankstellenpächtern zu existenzgefährdenden Umsatzeinbrüchen geführt. Die von den Mineralölgesellschaften gezahlten Provisionen für den Verkauf von Kraftstoff in Höhe von 1 Cent pro Liter haben zur Folge, dass die Tankstellenpächter wirtschaftlich nur mit Hilfe des Shopgeschäfts überleben können. Dies haben die Vertreter der Mineralölgesellschaften in den Gesprächen im Sozialministerium auch offen zugegeben.

Eine Tankstelle sollte in erster Linie mit Kraftstoffen handeln. Folglich sollte ein Pächter auch von dem Geschäft rund um diesen Bereich leben können. Wir fordern deshalb schon seit langem eine angemessene Vergütung in Höhe von mindestens 2 Cent pro Liter als Mindestleistungen für die Tankstellenpächter.

Während die Mineralölgesellschaften beispielsweise Jahresgewinne von 30 Milliarden Euro verzeichnen, können Tankstellenpächter aktuell auf einen durchschnittlichen Jahresgewinn von 33.300 Euro vor Steuern blicken.

Da es sich bei den Verträgen zwischen Mineralölgesellschaften und Tankstellenpächtern um Handelsvertreterverträge handelt, könnte die Festsetzung von Mindestleistungen gemäß § 92 a HGB hier das erforderliche Korrektiv bieten.

Es ist bedauerlich, dass die FDP-geführten Bundeswirtschafts- sowie Bundesjustizministerien eine solche Regelung mit dem Hinweis auf die Vertragsfreiheit ablehnen.

 

Schlussbemerkung

Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern schaut zufrieden nach vorne. Unsere Kfz-Handels- und Handwerksbetriebe sind ein unverzichtbarer Teil bayerischer Mobilität. Sie sorgen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dafür, dass Bayern auch weiterhin der sechstgrößte Kfz-Markt in der Europäischen Gemeinschaft bleibt.

Unsere Kunden wissen: Im Meisterbetrieb mit dem blauweißen Kfz-Meisterlogo können sie auf fachmännische Unterstützung für ihr Fahrzeug vertrauen!

Letzte Änderung: 05.03.2013Webcode: 0097759