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60 Jahre Licht- und Prüftechnik

Foto: ProMotor/ T. Volz

Deutschland im Jahr 1956: Autoscheinwerfer mit symmetrischem Abblendlicht liefern im Dunkeln rund 30 Meter Sicht. 60 Jahre später leuchten in BMW i8 und Audi R8 zuschaltbare Fernlichter auf Laserbasis die Straße sage und schreibe 650 Meter weit aus.

Zwischen beiden Innovationen liegen Welten. 1958 löste die Bilux-Lampe mit asymmetrischem Abblendlicht eine Revolution aus. Dann machte Anfang der sechziger Jahre die Halogen-Technik Furore – zuerst in Zusatzscheinwerfern, wenig später mit der H4-Lampe auch für Abblend- und Fernlicht aus nur einem Scheinwerfer.

Mit der Xenon-Technik ab 1991 verdoppelte sich die Lichtleistung, mit Kurven- und Abbiegelicht folgte 2006 der Einstieg in intelligente Lichtsysteme. Seit 2006 sorgen LED-Scheinwerfer für gute Sicht, und seit 2010 gibt es Scheinwerfersysteme mit blendfreiem Fernlicht.

Mängelquote unverändert hoch

Auto-Licht, da sind sich die Unfallforscher einig, gehört zur wichtigsten Sicherheitsausstattung eines Fahrzeugs. „In der Dunkelheit steigt die Unfallgefahr auf das Doppelte“, bestätigt Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK).

Aber nur wer sieht und gesehen wird, kommt sicher ans Ziel. Nicht blendende, weit strahlende Scheinwerfer sind dabei genauso wichtig wie die Signalbeleuchtung – Blinker, Rück- und Bremslicht.

Umso Besorgnis erregender ist es daher, dass auch nach 60 Jahren rund ein Drittel der Fahrzeugführer mit defekter oder falsch eingestellter Beleuchtung unterwegs sind. Das ergibt der jährliche Licht-Test, den das Kfz-Gewerbe und die Deutsche Verkehrswacht nun bereits seit sechs Jahrzehnten durchführen.

Ursachen für die hohe Mängelquote sind laut Lichthersteller Osram als offiziellem Partner der Verkehrssicherheitsaktion der stiefmütterliche Umgang vieler Autofahrer mit dem Fahrzeuglicht.

Pressesprecherin Nadine Schian: „Autofahrer sollten sich vor dem Einbau der Lampen Gedanken machen, welche Art von Licht sie möchten – Autolampen im stylischen Design, Lampen mit langer Lebensdauer oder leistungsstarke Autolampen mit viel Licht auf der Straße. Entscheidet sich der Kunde für Hochleistungslampen sollte ihm klar sein, dass diese eine geringere Lebensdauer haben als sogenannten Longlife-Lampen.“

Insgesamt sei die Lebensdauer der Lampen aber immens gestiegen. Auch sonst haben die Hersteller für die kommenden Jahre so einiges in petto. Osram sieht die Zukunft im Erstausrüstermarkt vor allem im Licht aus Halbleitern: LED, OLED (organische LED), Laser oder Matrixlicht.

In hochwertigen Scheinwerfern werden sie in wenigen Jahren zum Standard gehören, in Basisversionen kleinerer Fahrzeuge werden sich aber Halogen-Lampen noch lange halten. „Das Licht selbst wird nicht mehr nur aus Abblend- und Fernlicht bestehen, sondern sich beispielsweise als blendfreies Fernlicht automatisch der Verkehrssituation anpassen“, sagt Nadine Schian.

Neues Licht, neue Prüftechnik

Das setzt viel Wissen, Zeit und Investitionen auch bei den Kfz-Profis voraus, die sich nicht nur während der Licht-Test-Wochen mit den neuen Anforderungen auseinandersetzen müssen. „Das Testen der Lichteinstellung funktioniert mit den konventionellen Scheinwerfer-Prüfgeräten meist immer.Wenn es aber um das Fehlerauslesen und Justieren moderner Frontsysteme geht, werden digitale Diagnosetester notwendig, um die Steuergeräte in den Einstellmodus zu bringen“, erklärt Andreas Zühlke, Leiter Technisches Training an der Akademie Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (TAK). Diesen Aufwand kann die Werkstatt nicht kostenlos leisten.

Erst in den Kinderschuhen steckt dagegen die Prüftechnik für Laserlicht. Ein Problem hier: Weil die Hightech-Fernlichter erst ab Tempo 60 strahlen, muss sich der Prüfmodus ändern. Zühlke schätzt, dass es nicht lange dauern wird, bis die ersten Multi-Marken-Diagnosegeräte für den Licht-Test in jeder Werkstatt auf dem Markt sein werden. Irgendwann, so der TAK-Referent, wird das elektronische Einstellverfahren das konventionelle Justieren der Scheinwerfer ersetzen.

Letzte Änderung: 25.08.2016Webcode: 0108268