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Ausbildungssuche: Voll ins Netz gegangen

Birgit Behrens (ZDK, li.), Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (Mt.) als Schirmherr des BLINKA-Grundschulprogramms zur Verkehrssicherheit und ZDK-Präsident Jürgen Karpinski (re.) Foto: ProMotor

Kfz-Betriebe, die plakativ auf ihrer Website, in den Social Media-Kanälen und in Schulen für Nachwuchs werben, haben bei den Jugendlichen die Nase vorn.

Verkehrte Welt: Noch vor ein paar Jahren stapelten sich die Bewerbungsschreiben für einen Ausbildungsplatz bei den Kfz-Betrieben. Und heute? „Über 70 Prozent der Bewerber können aus mehr als einem Ausbildungsplatzangebot auswählen“, sagt Felicia Ullrich, Geschäftsführerin des U-Form Verlages und Herausgeberin der Azubi-Recruiting Trends.¹ Da müssen sich die Unternehmen nicht nur mächtig sputen, sondern auch mit vielen guten Ideen ums Eck kommen, um die Generation Z vor allem aus dem Internet zu fischen. Denn seit der Corona-Pandemie finden Kennenlern-Klassiker wie Girls‘ Day, Ausbildungsmessen oder Tag der offenen Tür auch virtuell statt. Die Wege zur Ausbildung. 

Website www.autoberufe.de: Fakten, Fakten, Fakten

Die Website www.autoberufe.de richtet sich an Betriebe, Ausbilder, Lehrer, Berufsberater und Eltern. Sie unterstützt mit Informationen zu den Ausbildungsberufen und Weiterbildungsmöglichkeiten, bei der Nachwuchswerbung, Rekrutierung und Berufsorientierung. Unter der Rubrik „Digitales Recruiting“ erhalten die Betriebe wichtige Hinweise, Tipps und Leitfäden, wie sie die eigene Website und die Social Media-Kanäle dafür nutzen können, wie Auswahltests, Bewerbungsgespräche und andere Rekrutierungswege (Tag der offenen Tür, Schulvorträge oder Berufswahlmessen) digital organisiert werden. Besonders kleinere Betriebe haben dafür oft nicht die Manpower.

Hinter der Website steht die Nachwuchsinitiative „AutoBerufe – Mach Deinen Weg!“ von Automobilherstellern, Importeuren, der Robert Bosch GmbH und dem ZDK.

Website www.wasmitautos.com: Für alle, die Benzin & PS im Blut haben

Die meisten Schüler suchen online nach Ausbildungsberufen. Dabei wollen sie seriös, kompetent, auf Augenhöhe und dennoch locker angesprochen werden. Genau das bietet die Internetseite www.wasmitautos.com, ebenfalls initiiert von der Nachwuchsinitiative „AutoBerufe – Mach Deinen Weg!“. Aktuelle Azubis erklären interessierten Jugendlichen in Video-Sequenzen ihren Job und Ausbilder, wohin die Karriere führen kann. Bekannte Kfz-Influencer wie Jean-Pierre Kraemer (Die PS-Profis) oder Lina van de Mars (Mein neuer Alter) berichten über ihre Anfänge im Kfz-Gewerbe und was danach alles möglich war. Alle Infos, Tipps und Links gibt es vor allem da, wo die Schüler und Ausbildungssuchenden unterwegs sind – auf Instagram, YouTube, Facebook und in Blogs. 

Websites der Betriebe: Infos auf den ersten Blick

Ist die Berufswahl erst einmal getroffen, werden die Websites der Unternehmen nach freien Stellen durchforstet. Da hilft es, schon auf der Startseite mit einem Karriere-Bereich auf die Praktikums- und Ausbildungsplätze aufmerksam zu machen. Mit wenigen Klicks geht es zu den Berufsbildern und in einfachen Schritten zur Online-Bewerbung. Und klar: Ohne die Social Media-Kanäle wechseln die Teenies schnell zum nächsten Betrieb. Ist doch viel authentischer, wenn Azubi X oder Praktikant Y im Netz aus dem Werkstattalltag plaudern. Über die Hälfte der Unternehmen nutzen die sozialen Netzwerke bereits. 

Kooperation mit Schulen: Früh übt sich

In den Schulen sitzen die zukünftigen Mitarbeiter. Betriebe, die sich und die Ausbildungsberufe hier vorstellen, haben gute Chancen, die Kinder und Jugendlichen zu gewinnen. Das können Präsentationen, die Einladung zur Betriebsführung oder zum Praktikum sein – seit Corona gern per Video oder im Chat. Die Lehrer als wichtige Multiplikatoren sind dankbar für einen praxisnahen Unterricht, der ständige Kontakt zur Schule sollte deshalb zum Recruiting-Einmaleins jedes Unternehmens gehören.

Unterstützung gibt der ZDK mit Aktionen wie BLINKA. Das Grundschulprogramm unterstützt Kinder der 3. und 4. Klasse mit umfangreichem Unterrichtsmaterial, Ideen und Aktionen bei der Verkehrserziehung und weckt ihr Interesse an technischen Berufen, Mobilität und Verkehrssicherheit. Schirmherr des Grundschulprogramms ist seit Oktober 2019 Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.

Am Start 2020 steht das Projekt „Future Class“: Lehrer der 5. bis 7. Klassen erhalten ein digitales Medienpaket mit Dossiers für verschiedene Unterrichtsfächer und Bezug zu den AutoBerufen. Das Thema für das Schuljahr 2020/21: Klima und Mobilität. Das digitale Unterrichtsmaterial Physik, Chemie und Wirtschaftslehre für die Klassen 8 bis 10 rundet das kostenlose Angebot für Schüler und Lehrer ab. 

Praktika: Arbeiten auf Probe

Über 60 Prozent der Azubis im Kfz-Gewerbe haben vor der Ausbildung ein Betriebspraktikum absolviert. Die Quote spricht für die Stippvisite im Autohaus. Unter der Hebebühne oder hinter dem Empfangstresen erfahren die Jugendlichen schließlich am besten, was in der Ausbildung und später im Beruf auf sie zukommt, ob sie für den Job geeignet sind und er ihnen gefällt. Oft wird den Praktikanten dabei ein Azubi oder Geselle zur Seite gestellt – ein Team auf Augenhöhe, motiviert und mit Spaß unterwegs. 

Tag der offenen Tür: Fragen, anfassen, probieren

Am Tag der offenen Tür ist (fast) alles erlaubt und erwünscht. Schulabgänger und Eltern bekommen einen ersten Eindruck vom Betrieb, von der Arbeit, den Mitarbeitern und Azubis. Den Betrieben gibt der Klassiker unter den Rekrutierungswegen die Möglichkeit, die Jugendlichen persönlich kennenzulernen, ihr Interesse an Job und Unternehmen zu wecken. Oft wird aus dem Interessenten Tage später der Praktikant. Digitalisierung hin, Digitalisierung her – der Tag der offenen Tür ist und bleibt aktuell. 

Girls’ Day: Mädchen ans Auto!

Knapp die Hälfte der Automobilkaufleute-Azubis sind Mädchen. Aber nur 2,8 Prozent lernen Kfz-Mechatroniker. Wer sagt eigentlich, dass junge Frauen nicht schrauben können oder wollen? Der Girls’ Day soll genau dazu inspirieren – weg von alten Klischees. Einmal im Jahr öffnen Kfz-Betriebe für technisch interessierte Schülerinnen ab der 5. Klasse ihre Türen. Sie organisieren Workshops, Reifenwechsel und suchen den Dialog. Viele Teilnehmerinnen entscheiden sich im Anschluss für ein Betriebspraktikum. 

Berufswahlmessen: Wissen tanken, Kontakte knüpfen

Sie heißen zum Beispiel „Total dual“, „vocatium“ oder „JuBi“. Auf Ausbildungsmessen suchen und finden sich Schüler und Betriebe. Die Unternehmen können sich an ihren Ständen den Jugendlichen vorstellen und um sie werben. Die Jugendlichen kommen ohne großen Aufwand mit vielen Ausbildungsbetrieben unter einem Dach ins Gespräch. Seit der Corona-Pandemie finden bereits einige Messen auch im Internet statt – Live-Chats, digitale Vorträge, virtuelle Rundgänge. Vorteil für die jungen Bewerber: Die Hemmschwelle, mit Unternehmensvertretern aktiv zu kommunizieren, ist im Internet deutlich niedriger. 

Berufswettbewerbe: Motivation und Trumpfkarte im Job

Die einen lassen während der Leichtathletik-WM ihre Muskeln spielen, die anderen bei der Berufe-WM. Traditionell messen sich Auszubildende aus Handwerk, Industrie und Dienstleistung regelmäßig in nationalen und internationalen Wettbewerben. Das Kfz-Gewerbe ist seit über 60 Jahren mit am Start. Während die Azubis Wissen und Fähigkeiten testen und sich mit Gleichgesinnten austauschen, weiß die Branche, wo sie in der Ausbildung steht. Die Teilnahme an den Leistungsvergleichen ist für die Azubis eine prima Motivation und Trumpfkarte im Job.

Bundesleistungswettbewerb: Kfz-Mechatroniker gehen auf Fehlersuche und beantworten Aufgaben aus dem Werkstattalltag, Automobilkaufleute erklären Kundenaufträge und erstellen Marketing-Pläne. Einmal jährlich treten die Sieger der Berufswettbewerbe auf Landesebene im eintägigen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks gegeneinander an. Wer gewinnt und noch keine 23 Jahre alt ist, hat das Ticket für den EuroCup in der Tasche.

EuroCup/EuroSkills: In wenigen Stunden konzentriert mehrere komplexe Aufträge lösen – das ist nichts für Träumer. Auch im EuroCup ist das Know-how beispielsweise der Kfz-Mechatroniker in der Fahrzeugelektrik und -elektronik, in der Mechanik und ein gutes Systemverständnis gefragt. Die Sieger starten bei den EuroSkills und haben beste Chancen, zu den WorldSkills zu fahren.

WorldSkills: Wer hier startet, gehört zu den Branchen-Primi. Schon die Teilnahme ist ein Gewinn. Hinter den Besten ihres Fachs liegen Monate des Trainings und der Auswahlverfahren. Die Teilnehmer müssen auf den Punkt fachlich, mental und körperlich top sein und unter Zeitdruck arbeiten können. Selbst wenn es nicht fürs oberste Treppchen reicht – der Weg ist auch ein Ziel. 

Checkpoint

  • Knapp 80 Prozent der Jugendlichen wählen ihren Ausbildungsberuf überwiegend aufgrund ihres Interesses an Auto und Technik.
  • Die Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz erfolgen zu gleichen Teilen per Post und auf dem Online-Weg. Es wird ein Rückgang des postalischen Formats erwartet.
  • Nahezu alle Betriebe bieten Schülerpraktika an, um bereits eine Vorauswahl der Auszubildenden treffen zu können und für Nachwuchs zu werben.
  • Von den Online- oder Social Media-Angeboten werden von den Jugendlichen in punkto AutoBerufe am häufigsten www.wasmitautos.com, Instagram, Facebook und der YouTube-Kanal genutzt.
  • Über 30 Prozent der Bewerber absolvieren einen Einstellungstest.

¹ https://www.kfz-betrieb.vogel.de/kfz-gewerbe-will-berufsbildung-auf-ein-neues-level-heben-a-879986/

Letzte Änderung: 08.10.2020Webcode: 0131653