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Elektroautos kalt erwischt

Ein behaglich warmes Auto im Winter? Ein Komfort, den Elektroautos nur begrenzt bieten können. Foto: ProMotor/T. Volz

Im Winter will auch im Auto niemand frieren. Schnell wird die Heizung auf volle Power gestellt, und kuschlige Wärme strömt ins Innere.

Ein Komfort, den Elektroautos nur begrenzt bieten können. Weil sie nicht wie Diesel und Benziner mit der Abwärme des Motors heizen, schrumpft die Reichweite dramatisch mit Heizung bei minus 20 Grad und Tempo 30 um zirka 50 Prozent, wie Tests gezeigt haben.   

Wir haben beim ADAC nachgefragt: Warum streiken die Stromer bei knackigem Frost eher als Verbrenner? Und wie können Autofahrer gegensteuern?

Sind Elektroautos nicht für den Winterbetrieb gemacht? Was geschieht da genau? 

Elektroautos rollen im Winter sehr wohl, bedingt durch die Technik allerdings mit reduzierter Reichweite. 

Das hat Gründe: Einerseits muss die Batterie auf Betriebstemperatur gebracht und gehalten werden. Nur so funktioniert sie.

Je nach Außentemperatur kostet das Strom und damit Kilometer. Die nutzbare Kapazität der Lithium-Ionen-Batterien reduziert sich also in Abhängigkeit von der Außentemperatur.  

Hinzu kommt, dass Autofahrer in der Kälte die elektrische Heizung und andere Verbraucher wie Lüftung, Sitzheizung oder beheizbare Heckscheibe nutzen.

Sicherheits- und Komfortfunktionen, die viel elektrische Energie benötigen. Auch die muss die Antriebsbatterie liefern.  

Schließlich steigt – nicht ganz so deutlich wie bei konventionell angetriebenen Fahrzeugen – in der Kälte generell die Reibung bei den mechanischen Komponenten. All das erhöht den Verbrauch und zehrt an der Reichweite.  

Die technische Lösung lautet: mehr Kilowatt in die Akkus oder eine Wärmepumpe? 

Zur Erhöhung der Reichweite muss in der Tat neben der Optimierung der Luft- und Rollwiderstände sowie der elektrischen Wirkungsgrade die Kapazität der Antriebsbatterie erweitert werden. Die Hersteller sind da auf bestem Weg.  

Prinzipiell kann eine Wärmepumpe die elektrische Heizung ersetzen. Aber auch deren Wirkungsgrad schwindet bei Minusgraden ganz erheblich.

Sie wird dann nicht die benötigte Energie erzeugen, sodass erneut auf eine elektrische Heizung zurückgegriffen werden muss – mit den genannten Nachteilen.  

Warum geht die Ladeleistung im Winter zurück? 

Kälte verlangsamt die chemischen Reaktionen. Wenn die Prozesse gut laufen sollen, ist eine Mindesttemperatur erforderlich. Die Batterie muss also wenn nötig beim Laden erwärmt oder beim Fahren elektrisch geheizt werden – das dauert.

Worauf kommt es beim Laden an? 

Generell gilt: Die Lithium-Ionen-Batterie hält am längsten, wenn sie weder ganz leer gefahren noch ganz voll geladen wird. Optimal ist ein mittlerer Ladezustand. Wer nur kurze Strecken zurücklegt, sollte also den Akku öfter und nicht ganz vollladen.

Schnellladen bekommt der Batterie nicht und ist nur auf Reisen sinnvoll, wenn der Stromer während einer Pause in möglichst kurzer Zeit viel Energie tanken muss.  

Was können Autofahrer noch tun, damit die Batterie geschont wird? 

Um die nutzbare Kapazität zu erhöhen, parken die Stromer am besten in einer Garage. Außerdem können Elektroautos bereits während des Ladens den Innenraum vorwärmen.

Die zum Aufheizen benötigte Energie kommt so nicht von der Batterie, sondern aus der Steckdose. Der große Vorteil: Autofahrer steigen in ein warmes Fahrzeug und fahren weiter.

Keinesfalls sparen sollten Autofahrer an der Sicherheit. Eine Heizstufe weniger ist in Ordnung, die Scheiben müssen beispielsweise aber frei sein.

Wie sieht die Bilanz bei den Hybriden aus? 

Der Verbrauch steigt im Winter natürlich auch bei den Hybriden. Im Vergleich zu den Elektroautos wird die Batterie aber nicht in dem Maße belastet, weil der Verbrenner Abwärme für die Erwärmung der Batterie und des Innenraums liefert.

Hybride sind für kalte Temperaturen  folglich besser geeignet als reine Elektroautos.           

Letzte Änderung: 29.09.2017Webcode: 0116131