Youngtimer kaufen und fahren

[16.02.2016] Was haben Mazda MX-5, Mercedes 124 Cabrio und Opel Calibra gemeinsam? Sie alle rollten Anfang der neunziger Jahre vom Band und jetzt gemeinsam in der Youngtimer-Ära.

Für viele Besitzer haben die Fahrzeuge das Zeug zum Oldtimer, aber auch Erinnerungswert und Kultstatus.

Rund 4,2 Millionen Autofahrer leben ihren Youngtimer-Traum bereits. Und wer schon lange ein Auge auf die Lieblinge geworfen hat, geht jetzt zum Saisonstart in die Spur.

 „Kein leichtes Unterfangen“, weiß Matthias Kemmer. Was genau der Praktiker und Spezialist für Oldtimer im Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe damit meint – hier seine Kauf- und Fahrtipps.

 

Wann ist ein Gebrauchter eigentlich ein Youngtimer?

Im Gegensatz zum Oldtimer gibt es für Youngtimer keine einheitliche Definition. 15 bis 25 Jahre alte Autos im „Daily Use“ haben noch nicht den Sammler- und Erhaltungsstatus, leider oft eher die Tendenz zum Verschrotten.

Ab einem Alter von 25 Jahren wird es interessant. Der Markt spricht von „echten“ Youngtimern mit Potenzial zum Oldtimer.

 

Welche haben denn das Zeug zum Oldtimer?

Fahrzeuge, die von Anfang an begehrt waren, werden es auch als Oldtimer sein. Interessant sind Klassiker mit Glamour-Faktor, prestigeträchtige Marken oder Sondermodelle von Volumenfahrzeugen wie die gut ausgestatteten Cabrio- und Kombiversionen des Mercedes W 24.

Die punkten schon heute mit Wertstabilität und werden in ihrer Oldtimer-Ära einen Status haben, den das Basismodell nie erreichen wird. Viel und hochwertige Ausstattung treibt den Wert übrigens auch nach oben.

 

Worauf können sich die Käufer freuen?

Die frühen Neunziger sind alltagstauglich, technisch gereift und nicht mehr so rostanfällig wie ihre Vorgänger. Viele rollen mit ABS, Airbag und grüner Plakette.

 Wer beispielsweise den kleinen Schönling Mazda MX-5 wählt, bekommt leicht zu fahrenden sicheren Fahrspaß. Und das schon ab 2 000 Euro.

 

Worauf kommt es beim Kauf an?

Youngtimer können undicht sein, einige korrodieren. Das lässt sich am besten auf der Hebebühne klären. Bester Indikator für einen Wartungs- und Reparaturstau sind keine oder wenige Reparaturen in den vergangenen zehn Jahren.

Dafür zahlt man in naher Zukunft die Zeche. Ein Blick ins Wartungsheft ist da hilfreich.

Während einer Probefahrt sollten alle Funktionen und Kontrollleuchten gecheckt werden. Mit einem Werkstatt-Profi an der Seite ist man auch später gut bedient.

Im Idealfall berät, verkauft und wartet ein „Fachbetrieb für historische Fahrzeuge“. Perfekt, wenn die Firma auf die Wunschmarke spezialisiert ist. Der Kauf beim Händler garantiert auch die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung.

 

Mit welchen Unterhaltskosten müssen Youngtimer-Besitzer rechnen?

Klassiker haben einen hohen Wartungsbedarf, müssen bereits nach 5 000 bis 10 000 Kilometern oder einmal jährlich in die Werkstatt. Dass sich die betagten Schönheiten mit Mineralöl zufrieden geben, kommt dem Portemonnaie zugute.

Über die Ersatzteilsituation informieren Werkstätten, aber auch die vielen Markenklubs. Besitzer von Volumenmodellen werden Jahrzehnte nach der Erstzulassung noch gut und günstig fündig.

Einige Traumwagen machen da ebenfalls keine Ausnahme. Wer sich beispielsweise für den eleganten Jaguar XJ entscheidet, bekommt Luxus pur mit Teilen für kleines Geld.

Die wurden in Großserien produziert und passen – es muss nur „Made in England“ draufstehen.

An der Steuer-Schraube lässt sich nichts drehen. Dieselfahrzeuge bleiben teuer bis die Pauschale von 191 Euro für Fahrzeuge mit H-Kennzeichen Erleichterung bringt.

Für Kat-Benziner mit Euro 2-Norm und wenig PS liegt der Satz dagegen weit darunter.

Frohe Botschaft kommt von den Versicherern: Sie honorieren die Fürsorge um die Klassiker mit günstigen Spezialtarifen. Auf Schadenfreiheitsklassen wird ebenso verzichtet wie auf jährliche Tarifanpassungen.

Grundlage für die Prämienberechnung ist die aktuelle Fahrzeugbewertung. Und während die Schäden von Alltagsautos nach dem Marktwert reguliert werden, erhalten Young- und Oldtimerfahrer in der Regel den Wiederbeschaffungswert, der oft weit über dem Marktwert liegt.

 

Youngtimer fahren sich anders, schwerer …

Ganz klar: Es fehlen ausreichend und große Spiegel – also Schulterblick. Fahrerassistenzsysteme sucht man vergeblich – also vorausschauend fahren. Licht an, Licht aus, Scheibenwischer an, Scheibenwischer aus – das funktioniert nur per Hand.

All das gehört aber nun mal zum Youngtimer-Flair. Sicher rollen die Schönheiten allemal. Müssen sie, denn auch sie absolvieren die HU- und AU-Prüfungen.

Letzte Änderung: 06.04.2018Webcode: 0104042