Marder-Alarm unter der Motorhaube

[05.04.2018] Bonn. Er kam, roch und siegte. Martes foina, der possierliche Steinmarder, verteidigte sein Revier mit bissiger Randale im Motorraum. Der pelzige Zeitgenosse ist in Paarungslaune und nach den Wintermonaten aktiv wie seit Monaten nicht.

Die Rüden schnuppern die Duftmarke der Rivalen, der Nachwuchs probt in Spiellaune den Aufstand im dunklen Auto-Versteck. Und das längst nicht mehr nur in ländlichen Hotspots.

„Marder haben besonders Schläuche und Kabel zum Fressen gern", sagt Herbert Engelmohr vom Automobilclub von Deutschland (AvD). „Beliebt sind Zündkabel, Stromleitungen samt Isolierung, Kühlwasser- sowie Unterdruckschläuche, aber auch Dichtmanschetten, Abdeckungen  und Plastikverkleidungen." Teile mit teils beträchtlichen Folgeschäden, wie Schmorbränden oder Motorausfällen.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft registrierte 2016 rund 205.000 Schadenfälle durch Marder in Höhe von 66 Millionen Euro. Nach Glasbruch, Wildschäden, Sturm, Hagel und Blitz rangierten die Bisse der kleinen Nager damit auf Rang 4 der Teilkaskoschäden. Da sind noch nicht einmal alle teuren Folgeschäden enthalten.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Damit es bei der nächsten Inspektion nicht das böse Erwachen gibt, sollten Autofahrer regelmäßig, spätestens beim Auffüllen von Motoröl oder Waschwasser immer auch nach Marderspuren schauen. Das können Abdrücke von Pfoten, Haare, Nahrungsreste, aber auch Kratz- und Beißspuren an Kabeln und Schläuchen sein. Die Alarmglocken sollten auch bei Zündaussetzern oder Störungsanzeigen am Armaturenbrett läuten. Das Fahrzeug muss schnellstens in die Werkstatt.

Das schlägt Marder in die Flucht

Ist außer den Taps-Spuren soweit alles in Ordnung, hilft eine Motorwäsche, den Duft anderer Männchen zu vertreiben. Das gilt besonders für Autos, die ständig den Standort wechseln. Engelmohr: „Vorteile haben auch Laternenparker.

Die nachtaktiven Marder scheuen das Licht – also immer im Lichtkegel parken. Steht das Auto auf privatem Grund, kann eine Beleuchtung des Fahrzeuges, gekoppelt mit einem Bewegungsmelder, effektvoll sein."

Wie häufig Fahrzeugmodelle von Mardern heimgesucht werden, hängt vor allem von der Zugänglichkeit zum Motorraum ab. Wo die kleinen Beißer nicht rankommen, können sie auch nichts anknabbern.

Manche Autobauer machen mit Zusatzausstattungen ab Werk schon die Schotten dicht oder empfehlen Teile zum Nachrüsten. Das können engmaschige Drahtgeflechte sein, die von unten den Motorraum abschließen, oder sogenannte Borstenvorhänge.

Bewährt haben sich neben Ummantelungen aus Hartkunststoff oder Metall vor allem Elektroschocker. Dazu werden kleine Hochspannungs-Kontaktplatten an die Einstiegsstellen der Marder platziert und vom Bordnetz unter Spannung gesetzt. Die  agilen Raubtiere bekommen eine gewischt und nehmen Reißaus. Der Einbau gehört allerdings in Profihand.

Das zahlen die Versicherer

Für Marderschäden kommen die Teilkaskoversicherer auf. Vorausgesetzt,  der Schutz steckt automatisch oder vereinbart in der Police. Zweite Einschränkung: Die Anbieter zahlen in der Regel nur die unmittelbar durch Marderbiss verursachten Schäden an Kabeln, Schläuchen, Leitungen oder Dämmmatten.

Auf den teuren Folgeschäden bleiben die Autofahrer oft sitzen. Es sei denn, dieses Leistungs-Extra – in der Regel bis zu einer Höhe von 3 000 Euro – wurde vereinbart. Das klärt ein Blick in den Versicherungsschein.    

Letzte Änderung: 09.05.2018Webcode: 0119180